Sonntag, 29. April 2012

Die Mutlosen - Oliver Nitzbon

Das Buch "Die Mutlosen" von Oliver Nitzbon wollte ich unbedingt lesen, denn die Thematik des dritten Reiches interessiert mich schon immer sehr, aber wie ein erst 1989 geborener Autor, der das dritte Reich also höchstens aus Erzählungen seiner Großeltern kennt zeigen will, wie es passieren konnte, dass so viele Menschen sich für Adolf Hitler begeistern konnten und ihm blind folgten, weckte ein noch größeres Interesse an diesem, mir vom Frieling Verlag zur Verfügung gestellten, Buch.

Protagonist dieses Romanes, der wie schon erwähnt in der Weimarer Republik und dem dritten Reich spielt, ist Roland Brandt, ein junger Mann, der sich früh als Freiwilliger für den Krieg meldet. Er will im ersten Weltkrieg für den Kaiser und sein Vaterland kämpfen und danach in sein normales Leben zurückkehren. Er zieht jedoch nicht allein in den Krieg, sondern mit seinem besten Freund Eckhart, der jedoch den Krieg nicht überlebt. Roland, bei seiner Abreise aus München von den Menschen bejubelt kehrt kurz vor dem Ende des Krieges, durch eine Verletzung bei einem Giftgasangriff, als Kriegsversehrter zurück in die Heimat, wo ihn nun niemand mehr am Bahnsteig erwartet, oder bejubelt. Durch die vielen erlebten Schrecken und die Nachwirkungen seiner Verwundung wird es ihm nicht mehr möglich in seinem alten Leben Fuß zu fassen und so wird er, wie viele andere ehemalige Soldaten auch, an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Genau diese Leute sind es auch, die Hitler als erstes zu rekrutieren vermag und so gelingt auch Roland schon bald nach seinem Eintritt in die NSDAP eine beeindruckende Karriere, die ihn über SA und SS bis zum KZ-Aufseher führt.

Das Buch schildert viele historische Zusammenhänge und ist somit auch eine gute Lektüre um die wichtigsten Daten der Weimarer Republik und des dritten Reiches noch einmal zu ordnen und sich zu merken, aber dieses Buch ist viel mehr als nur das Zusammenfassen von Geschichtsbüchern. Rolands eigene Geschichte wird anschaulich und nachvollziehbar erzählt, wenn gleich man sich in diese Figur nicht hereinversetzen kann, allein schon weil man weiß, wie die Geschichte an der er mitwirkt ausgeht, so lässt einen das Buch doch verstehen warum er so handelt. Es zeigt auch, wie Hitler die Menschen hinter sich stellt, durch ein Streben nach einem Sinn im Leben schart er zuerst die ehemaligen Soldaten um sich und lässt diese weitere Menschen rekrutieren, sich dabei die Probleme Deutschlands zu nutze machend, aber der ganze Apparat funktioniert auch durch Abhängigkeiten, Angst und blinden Gehorsam, den Menschen wie Roland bereits im Krieg gelernt haben, es werden also auch die schlimmen Seiten des Nationalsozialismus in diesem Buch angerissen, sie sind jedoch kein  Hauptbestandteil, was das Buch erfrischend anders macht. Wenn ich mir nicht zuvor die Angaben zum Autor durchgelesen hätte, ich hätte dieses Buch wirklich keinem so jungen Autor zugetraut.

Das Buch ist leicht und schnell zu lesen, regt aber durchaus zum Denken an und ist darum eher etwas für verregnete Sommertage, als für den Strand. Dennoch würde ich es uneingeschränkt zum Kauf empfehlen, vor allem für Menschen, die sich für das dritte Reich interessieren, oder ihre Geschichtskenntnisse auf andere Art und Weise auffrischen möchten, als nur durch reines Lernen von Fakten.

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