Montag, 8. März 2010

Ausflug nach Unnan

Wie der Titel schon sagt war am Wochenende mal wieder ein von der Uni organisierter Ausflug an dem ich auch noch teilnehmen durfte, Ziel des ganzen war Unnan, oder besser gesagt Yoshida wie das Dörfchen hieß. Beginn war zu meinem Entsetzen am Samstagmorgen um 8.15 Uhr. Ich hasse früh aufstehen, aber was tut man nicht alles für ein tolles Erlebnis.
Am Sammelpunkt eingetroffen ahnte ich dann böses, irgendwie erschienen nur Leute zu zweit und auch vom International Office tauchte zu meiner Überraschung niemand auf, so dass ich mich schon auf ein doofes, einsames WE gefasst machte. Da Japanisch auf Konversationslevel erwartet wurde ging ich ja sowieso schon vom Schlimmsten aus. Pünktlich am Treffpunkt waren auch mal wieder nur die Teilnehmer, die Veranstalterin kam erstmal eine halbe Stunde zu spät.
Um halb 11 waren wir dann endlich an unserem Ziel, der Eisenschmiede in Yoshida. Von hier aus ging es dann nach einer kurzen Ansprache und dem Kennenlernen von Kevin, dem JET von Unnan, der für uns alles ins Englische übersetzen würde ins Museum. Warum war jetzt noch gleich Japanisch nötig? Ist mir ein Rätsel! In unserer Beschreibung des Wochenendes stand etwas von Open Air Museum, aber da hatte man wohl die Tour etwas abgekürzt, denn wie jeden Tag seit ca 2 Wochen hat es ununterbrochen geregnet. Unsere Führung war also entsprechend eigentlich nur drinnen. Am lustigsten fand ich persönlich die Göttin des Eisens, denn sie ist sehr hässlich und darum durften in den Betrieben früher nie Frauen sein, denn sie hasst es wenn Frauen da sind, weil die immer schöner sind als sie. Angeblich wohnt sie in einem Baum vor dem Gebäude in dem früher das Tatara-Eisen gemacht wurde und dieser Baum ist wirklich etwas besonderes, denn er wechselt ungefähr 5 Mal im Jahr die Farbe seiner Blätter, leider war er jetzt als wir da waren blattlos. Tatara heißt die spezielle Form der Eisenerzeugung, wie sie früher in Japan betrieben wurde und unten seht ihr die größe eines solchen "Hochofens" zur Eisenherstellung, wie er bis 1920 etwa benutzt wurde.

Danach gab es leckeres japanisches Curry im "The Green Shower Forest" unserem Hotel für die Nacht.
Daran anschließend ging es nach wie vor transportiert in Privat-PKW zurück zu dem Open Air Museum, wo wir anfingen unseren eigenen Ofen zu bauen um dem schwarzen Sand sein Eisen zu entlocken. Das fertige Stück sah dann so aus:

Hierin musste dann die ganze Nacht über ein Feuer brennen, damit es zum einen heiß genug wurde und vorallem, damit die Feuchtigkeit aus den Steinen, aber vorallem auch dem verwendeten Lehm wich, dieser wurde nämlich nicht nur für einige Teile der Außenwände benutzt, sondern auch zum Ausschalen des Ganzen. Lehm, den ich höchstselbst zubereitet hatte, ja, natürlich unter den wachsamen Augen der einzigen Frau in Japan, die Spezialistin auf dem Gebiet der Herstellung von Tatara-Eisen ist.
Nach getaner Arbeit fuhren wir dann noch mit 4 Leuten in den Yumura Onsen, denn die Muslime durften selbstverständlich alle nicht mit. Das war toll so ein heißes Bad nach einem ganzen Tag in der Kälte, denn da wir in den Bergen waren betrugen die Temperaturen nur noch gute 3 Grad also etwa 10 Grad weniger als in Matsue. Zudem hatte ich sogar mal wieder die Gelegenheit eine Waage zu benutzen.
Nach dem Onsen folgte dann das große Dinner mit der International Exchange Association von Yoshida, das war auch wirklich nett, ich habe mich gut unterhalten, mal auf Englisch und sogar ein wenig auf Japanisch und hatte wirklich viel Spaß, es konnte auch mal wieder jeder ein wenig Deutsch und die Leute rissen sich beinahe drum mit einem zu reden, ich frage mich wirklich immer wieder, warum die älteren Menschen hier soviel anders sind als die Studenten, ob es wohl wirklich an der zunehmenden Individualisierung liegt, ich weiß es nicht. Beim Essen hatte ich natürlich auch wieder unendliches Glück bei der Platzwahl, ich hatte nicht nur gute Gesprächspartner, sondern ich saß auch vor einer der Sandwichplatten, hihi. Den Tisch hatten sie schön dekoriert mit den Flaggen unserer Länder und es gab Becher mit Kirschblüten drauf. Was die Kirschblüte angeht spinnen die Japaner wirklich ein bisschen und man wollte mir auch nicht glauben, dass es in Deutschland nichts ähnliches gibt!

Um etwa 12 Uhr wurden wir dann von der Hausherrin gebeten doch ins Bett zu gehen, morgen wäre doch auch noch ein anstrengender Tag und irgendwie hatten wir Ausländer auch die letzten 2 Stunden allein zugebracht, denn alle anderen waren schon nach Hause aufgebrochen.
Die Nacht war dann auch eher beschissen, es fing damit an, dass wir im stockdunkeln durch den Wald zu unseren Schlafhütten gehen mussten, toll, wie gut, das ich nachts keine Angst im Wald hab, *argh*, dort angekommen traf mich fast der Schlag, denn drinnen standen zwar 2 Heizlüfter, die aber aus waren, so dass die Raumtemperatur bei wohligen 3 Grad lag und die Lüfter sollten wir auch bloß nicht über Nacht anlassen, dann hätten wir irgendwann keinen Sauerstoff mehr, super Nummer. In meinem Zudeck lebte dann auch noch ein Vieh, so dass ich mal einfach darauf verzichtete und mich entschied trotz Eiseskälte nur die Wolldecke zu benutzen, die Mädels aus Indonesien und Bangladesch schliefen unter dem Heiztisch und sorgten Gott sei Dank auch dafür, dass die Heizlüfter nachts immer wieder angingen, wenn der Timer mal wieder aus war. Ich glaub sonst wäre ich echt erfroren. Für die war es natürlich auch doof, ich glaub die hätten mit uns als ungläubigen eigentlich kein Zimmer teilen dürfen und zumindest die beiden aus Indonesien haben sogar mit ihren Kopftüchern geschlafen, dass tat mir echt Leid! Ein wenig Hass kam dann jedoch auf, als ich morgens endlich eingeschlafen war und nur einen halbe Stunde später von ihren Weckern wieder geweckt wurde, da sie beten mussten.
Das Hotel war eigentlich echt niedlich mit seinen kleinen Blockhütten im Wald, auch innen war alles aus groben Holzstämmen gebaut, aber für kalte Tage wohl einfach nicht geeignet.

Der nächste Morgen startete dann wieder vielversprechend, nach dem Räumen der Unterkünfte gab es nämlich beim Frühstück neben japanischem Kram auch Brot und Brötchen mit Marmelade und Butter *jammi* das hatte ich echt ewig nicht mehr.
Danach ging es wieder zurück zu unserem eigenen kleinen "Hochofen", denn dem Feuer mussten nun der schwarze Sand, der das Eisen enthielt und Kohle zugefügt werden. Auch dies durften wir natürlich selbst erledigen. Wie auch das Kohle machen und eigentlich alles an diesem Wochenende, dass wir wollten.
Am meisten fasziniert hat mich jedoch irgendwie die Schlacke, die war so schön, wie sie glühend heraussprudelte, am Besten war jedoch, als jemand die Schleuse für eben diese glatt eine Stunde zu früh öffnete, weil er mal gucken wollte wofür die da ist.

Dann gab es noch ein riesigen Mittagssnack und Donuts, die über der heißen Schlacke geröstet wurde, ich durfte mich mal wieder wundern wieviel so ein kleiner Japaner essen kann, denn ich war noch immer satt vom Frühstück, alles beim Alten also.
Dann wurde der Ofen nach und nach abgerissen und unser Stück Eisen freigelegt, genau als das geschehen war kam dann auch noch das Fernsehen für ein paar Aufnahmen vorbei. Nachdem dies geschafft war gab es dann noch das typische Gruppenfoto, von denen wir über die Tage auch nur etwa 10 gemacht haben. Im Vordergrund unser Eisenklumpen.

Danach durften wir dann noch beim Schmieden unseres Stücks Eisen dabei sein und ich hätte mir sogar fast ein Messer gekauft, konnte mich aber doch nochmal zurückhalten, dann gab es natürlich nochmal zu Essen und zu Trinken, bevor uns die Leute in ihren Privat-PKWs auch noch nach Hause fuhren, dass war auf jeden Fall ein echt tolles und interessantes Wochenende, das ich so schnell nicht vergessen werde!

Wie man an meinen Fotos gut sieht ist meine Kamera echt Mist, ich will ne neue! Aber mein Wunschmodell ist leider noch etwas zu teuer und ich wollte mir eigentlich auch erst am Ende des Aufenthalts eine kaufen, aber mal sehen...

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